Jan Kretzschmar, Geschäftsführer der KW-Development, spricht über die Kriterien bei der Standortauswahl für seine Bauprojekte und was dabei beachtet werden muss.
Wohnraum ist knapp. Diesen Satz haben wir alle wohl schon an die Million Mal gehört. Vor allem wer in Berlin und Potsdam umziehen will, bekommt dies am eigenen Leib mit. Doch nicht nur Wohnungen sind knapp, auch nötige Büroflächen sind nicht flächendeckend verfügbar.
Bei der Planung eines neuen Projektes schauen wir immer nach den Bedarfen. Nicht nur in der Innenstadt werden Wohnungen und Büros benötigt. Und auch gerade in den Randgebieten herrscht großer Wohnungsmangel. Denn viele schätzen die etwas günstigeren Wohnlagen. Sie wollen gleichzeitig im Grünen wohnen, aber auch kurze Wege in die Stadt haben. Durch Corona hat sich die Lage noch mehr verschärft. Denn auf einmal konnten die Menschen vermehrt von zuhause aus arbeiten und müssen nicht mehr weite Strecken ins Büro pendeln. Deshalb ist die Attraktivität von Wohnen und Arbeiten im Häuschen mit Garten oder der Wohnung im Grünen mit Balkon immens gestiegen.
Zudem haben Randlagen mehr Flächen, um größere Quartiere zu errichten und so den neuen Bewohnern auch eine hohe Lebensqualität zu bieten. In der Berliner Innenstadt gibt es nur noch wenig Freiflächen mit entsprechend hohen Grundstückspreisen, was günstige Miet- oder Kaufpreise für dort entstehende Wohnungen praktisch ausschließt. Hier konzentrieren sich die Entwickler oft auf Lückenschlüsse oder sanieren Bestandsgebäude. Mein Team bei der KWD hat sich aber auf die Entwicklung ganzer Wohn- und Gewerbequartiere spezialisiert. Dafür benötigen wir natürlich auch Spielraum und entsprechend große Flächen zur Realisierung.
Vorteile dieser Quartiersentwicklungen ist die ganzheitliche Herangehensweise. Durch die umfassende Planung eines ganzen Stadtquartiers können die verschiedenen Funktionen wie Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Bildung und Freizeit miteinander verbunden werden und es entsteht eine lebendige und vielseitige Umgebung, die das soziale Miteinander fördert. Darüber hinaus können in gut geplanten Stadtquartieren Ressourcen effizient genutzt werden, da kurze Wege, eine gute öffentliche Verkehrsanbindung und eine kluge Infrastruktur die Abhängigkeit vom Auto reduzieren können.
Die Planungen bietet außerdem die Möglichkeit, nachhaltige und ökologisch verträgliche Konzepte umzusetzen, beispielsweise durch energieeffiziente Gebäude, erneuerbare Energienutzung und Grünflächen. Insgesamt tragen gut entwickelte Stadtquartiere zur Schaffung lebenswerter Städte bei und bieten den Bewohnern eine hohe Lebensqualität. So haben wir zum Beispiel auch bei unserem Projekt in Beelitz-Heilstätten eine komplette Infrastruktur samt Schule, Kita, Supermarkt, Frisör, Bäcker und Ärztehaus mitgeplant. Dadurch wird das neue Quartier keine reine Schlafstadt und die Bewohner finden vor Ort alles, was zum Alltag dazugehört.
Der Speckgürtel ist immer noch gefragter Standort
Schauen wir zum Beispiel einmal nach Strausberg. Der Standort ist perfekt, da er durch die S-Bahn und Autobahn an die Berliner City angeschlossen ist. Für die 158 Mietwohnungen konnten wir im Mai Richtfest feiern und für einen Gewerbecampus den Grundstein legen. Wir gehen mit einem ganzheitlichen Blick an die Sache ran. Strausberg ist ein optimaler Standort für unsere Projekte – und wir bieten für jede Interessentengruppe etwas: Paare und Familien, die ein Haus oder eine Familienwohnung mieten möchten, sind hier genauso glücklich wie die, die vorübergehend ein möbliertes Apartment in S-Bahnhofnähe brauchen.
Dazu kommt noch der Gewerbecampus – hier soll Platz für alteingesessene, aber auch für neue Unternehmen entstehen. Beispielsweise bauen wir hier Räumlichkeiten für das Bundesverwaltungsamt, das dann aus der Bundeswehr-Kaserne ausziehen kann, damit dort wieder genügend Platz für die eigentlichen Tätigkeiten wird. Wir wollen hier direkt am Flugplatz einen großen Campus schaffen, auf dem viel Raum für Begegnungen ist und sich Synergieeffekte durch die verschiedensten Unternehmen ergeben. Außerdem gibt es hier eine tolle Zusammenarbeit mit der Lokalpolitik, durch die wir das Vorhaben zeitnah starten konnten.
Potsdam-Babelsberg bietet noch großes Entwicklungspotenzial
Und auch in Potsdam sind wir sehr aktiv. Mit dieser Stadt bin ich einfach von klein auf verbunden, da ich hier aufgewachsen bin. Ich weiß um die Wohn- und Gewerbesituation in dieser Stadt und möchte meinen Teil dazu beitragen, dass es hier noch lebenswerter wird. Rund um den Filmpark soll viel Gewerbe entstehen, um auch größere Firmen anzulocken und damit Arbeitsplätze und Gewerbesteuereinnahmen zu schaffen. Es ist ein attraktiver Standort und Unternehmen und Stadt profitieren gegenseitig voneinander. So wird hier eine Arbeitsumgebung geschaffen, die auch den großen Playern, wie dem Studio Babelsberg, dem Filmpark und den anderen bereits ansässigen Firmen frischen Wind in die Segel bringt.
Gleichzeitig ist es auch zu den Universitäten nicht weit. Viele Start-ups siedeln sich in der Ecke an, weil sie die aus ihrer Studienzeit kennen. Zusätzlich wollen wir auch neuen Wohnraum entwickeln und so viel Platz für neue Einwohner der schönen Stadt direkt vor den Toren Berlins schaffen. So hat man die künftigen Arbeitnehmer für das Quartier also schon direkt vor Ort, die den Standort kennen und seine Vorteile schätzen. Wir müssen diese mit unseren Projekten also einfach nur stärken. Und tatsächlich zieht unsere KW-Development nun ebenfalls in eines unserer Bauprojekte vor Ort ein.
Dies sind nur zwei Beispiele für die Standorte, die wir uns aussuchen. Zusammengefasst sehen wir uns an, wo der Bedarf groß und die verkehrliche Anbindung gut ist und vor allem auch, wo wir eine sinnvolle Lösung schaffen und somit der Stadt, den potenziellen Bewohnern und ansässigen Firmen am meisten bieten können. Unsere Projekte werden stets ganzheitlich betrachtet und der Quartiersgedanke immer mit einbezogen.
