Jan Kretzschmar: Portfolio

Wer andren eine Schule baut – ist selber schuld!

Wer andren eine Schule baut – ist selber schuld!

Als Bauträger etwas zurückgeben ist wichtig! Und Schulen und Kitas für unsere Kinder zu errichten, schien mir der beste Punkt, an dem man das tun kann. So hilft man nicht ein paar Wenigen, sondern über die Generationen hinweg Vielen in der wichtigsten Phase ihres Lebens.

Gesagt, getan! Gleich im ersten Projekt, das die KW-Development errichtete, bauten wir DIE ARCHE Friedrichshain. Während das kleine Team der KWD noch im ehemaligen Blumenladen gegenüber saß, entstand an der Kreuzung Thaerstraße/ Mühsamstraße in den ersten beiden Geschossen des neu errichteten Hauses eine bemerkenswerte Einrichtung insbesondere für benachteiligte Kinder. Zwar musste der direkt vorm Haus auf einer Verkehrsinsel gepflanzte, wunderschöne Baum wieder weichen – so schnell habe ich Berliner Behörden nie handeln sehen – aber zumindest gab es keine Anzeige wegen Eingriffs in den Straßenraum.

Kaum ein Jahr später hatten wir ein Grundstück in der Medienstadt Babelsberg erworben und waren drauf und dran, Eigentums- und Mietwohnungen, Apartments für Studenten, viele Büros, einen DM- und einen Edeka-Markt zu bauen. Statt das alles um weitere 16 Eigentumswohnungen zu ergänzen, kam uns die Idee, die dort mögliche viergeschossige Stadtvilla durch eine Kita für 130 Kinder zu ersetzen und damit freiwillig zum Wohle der Familien vor Ort beizutragen.

Eine Aufgabe, deren Genehmigung uns zwei Jahre lang beschäftigen sollte. Es ging uns nicht in den Sinn, dass es keinen Weg gab, das Dachgeschoss wegzulassen und stattdessen etwas breiter zu bauen. Die Baumasse blieb doch die gleiche und in der Gegend gab es genügend viel breitere Häuser. Aber keine Chance! Das Dachgeschoss fiel weg und das Haus wurde sogar noch kleiner als ursprünglich gedacht.

Ok, egal! Machen wir trotzdem! – Falsch gedacht! Der Außenbereich der Kita lag in einer „privaten naturnahen Grünanlage“. In der waren zwar einzelne Spielflächen möglich, aber trotz Erhalts aller Bestandsbäume und des Waldbodens gab es heftigen Widerstand seitens der Verwaltung, auf diesem Teil der alten „Gassi-Geh-Zone“ ein zusammenhängendes Spielareal für die Kleinen auszuweisen. Nicht zuletzt hätte ja einer der Nachbar auf die Idee kommen können, auch sein privates Areal einzäunen zu wollen. Heftige Diskussionen in zahlreichen Runden mit unterschiedlichsten Abteilungen. Nie hätte ich mir vorgestellt, dass die Kita das letzte Bauteil im Gesamtquartier wird, das am Ende nur dank einer Ansage des damaligen Oberbürgermeisters eine Genehmigung erfuhr. Dank dessen Einsatz eröffnete „Ole Lukoje“ nach nur einem Jahr Bauzeit und ist bis heute eine höchst beliebte Kita.

So ging es munter weiter: Die Kita in Beelitz-Heilstätten brauchte dank kleinlicher Auslegung des Baurechts fast drei Jahre bis zur Genehmigung. Am Ende musste sogar der Bebauungsplan erst fertig sein, um mit der LORIS Kita starten zu können. Im Potsdamer Brunnen Viertel war das Ansinnen, das Areal freiwillig um eine dringend gebrauchte Kita zu ergänzen, ein ähnliches Drama. Nach über zwei Jahren Kampf um die Genehmigungsfähigkeit einigte man sich schließlich auf eine „Betriebskita“ für 130 Kinder. Direkt nach Eröffnung von „Konrad und Suse“ nahmen strahlenden Kinderaugen das Haus für sich ein. 

Auch die Mini-Kitas in der Rigaer Straße und in Bergfelde sollten hier erwähnt werden: Um jeweils zwei Tagesmütter mit zehn Kindern unterzubringen, waren dutzende Abstimmungen notwendig und jede Menge Bedenken auszuräumen. Die große Kita im Eisenhutweg in Adlershof fand erstaunlicherweise einmal schnell Zustimmung und wird gerade realisiert. Zwei weitere Anläufe in Strausberg und Niederlehme frühzeitig mit den dringend erforderlichen Kindertagesstätten beginnen zu können, verlaufen, so scheint es, mal wieder im Sande. So weit lehnt sich hier niemand aus dem Fenster – egal wie groß die Not ist. Es ist sicher gut, dass wir bei Bauten für Asylsuchende Sonderregelungen im Baugesetzbuch verankern, aber vielleicht sollte auch mal an die Kinder gedacht werden!

Am Müggelsee scheitern zurzeit eine mögliche Kita und ein Babyschutzhaus daran, dass sie kein Bestandteil einer übergeordneten Bildungseinrichtung sind. Paradox, was Baurecht alles kann. Mit Deckel geht. Ohne Deckel bei gleichem Inhalt, gleicher Größe, gleichen Kindern nicht. Ich bin gespannt, wie es ausgeht und ob wir doch noch eine Lösung für die Umsetzung finden können.  

Was hat das alles mit Schulen zu tun? Die Rechnung ist einfach: kleine Kinder – kleine Sorgen, große Kinder – man kennt den Spruch.

Erstes Schulprojekt Beelitz-Heilstätten: Der Plan war, erst einmal ein Provisorium für 120 Schüler und dann die große Neubauschule mit Sporthalle und Schwimmschule für über 500 Kinder. Allein das Provisorium in einem der alten historischen und wunderschönen Gebäude brauchte drei Jahre zur Genehmigung. Hier mal ein kleiner Link zu einem sehr gelungenen Film, der zeigt, wie schön es geworden ist:  Klick!

Die Genehmigung des neuen LORIS Campus selbst brauchte auch ein bisschen Zeit. Zwar waren die Schulbauten bereits genehmigt und die Schule im Bau, aber die Außenanlagen und Sportanlagen bedurften einer Änderung des Bebauungsplans, die über ein Jahr dauerte.

Die Idee, in Babelsberg den alten Sportplatz Sandscholle zu retten und gemeinsam mit Friedhelm Schatz die dringend notwendige Schule auf seinem Grundstück zu errichten, geriet dann etwas aus dem Ruder: Die anfängliche Idee war, eine zweizügige Grundschule am Standort zu errichten und Turnhalle und Außensportanlage auf den Seitenflächen der erhaltenen Sandscholle zu bauen. Dann kam der Plan die Schule dreizügig auszurichten und eine Turnhalle musste auch noch mit rein. Doppelsalto aus dem Kopfstand! Nun haben wir eine Schule gebaut, die wirklich in die Medienstadt passt. Mit Turnhalle oben auf dem benachbarten Parkhaus, Schulgarten und Gymnastikwiese gegenüber, Schulhof unter der Schule und auf dem Dach. Wer wissen will, wie innerstädtisch Schulen auf engstem Raum errichtet werden können – krasser geht nicht!

Nun der aktuelle Fall: Die Stadt Potsdam braucht schnell ein Gymnasium in der Waldstadt. Ob wir ein im Rohbau fertiges Bürogebäude umbauen können?  Wenn eines sicher war, dann das es von allen Seiten Ablehnung, Ärger und Schwierigkeiten geben wird. Als hätte man mit der eigentlichen Aufgabe nicht mehr als genug zu tun. Da ist es kein Wunder, dass selbst das eigene Team fragt: Wozu eigentlich? Es bringt keinen Cent mehr, dafür aber viel mehr Stress, viel mehr Arbeit und Risiko! Und dass vor zehn Jahren hätte abgesehen werden können, dass ein Teil der Kita-Kinder irgendwann auch Schulplätze in einem Gymnasium braucht, lassen wir hier mal unkommentiert.

Die bürokratischen Hürden und politische Hindernisse auf dem Weg zu einer Kita oder Schule versperren leider oft unnötig den Weg. Es ist frustrierend, dass wer sich der sozialen Verantwortung bewusst ist, dennoch oft als „böser Bauherr“ in der öffentlichen Wahrnehmung gilt. Die Herausforderungen sind real, aber trotzdem ist es wichtig, sich von diesem Frust nicht entmutigen zu lassen und weiterhin für die wichtige Arbeit zu kämpfen, Schulen und Kitas für die kommenden Generationen zu schaffen, unabhängig von den Widerständen, die auftreten mögen.

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